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Branntworte – Heute: Die Schlempe

Unsere deutsche Sprache hat eine lange Tradition. Es ist ein interessantes Unterfangen, sich näher damit zu befassen, denn viele Begriffe im heutigen Sprachgebrauch haben im Laufe der Jahrhunderte sich selbst oder aber auch ihre Bedeutung geändert. Folgen Sie uns auf unserer Spurensuche, die sich auf vergnügliche Art mit der “deutschen Brennersprache” befasst.

Ist es nicht ein gar garstiges Wort? Schlamm, schlammpampen, schlimm und Schlumpenkittel sind nicht weit und jedermann wohl bekannt. Doch fragt man den Mann oder die Frau auf der Straße nach Schlempe – Fehlanzeige. Auch die besseren Fremdsprachenlexika verweigern die Übersetzung, die allerbesten zieren sich mit wortreichen Umschreibungen oder murmeln undeutliche Dinge wie vinasse, was dann im Deutschen wiederum nicht genau dasselbe meint.

Dem (Klein- und Obst-) Brenner ist das Wort vertraut und lieb. Es gibt kein schöneres und treffenderes für das, was nach dem Brennen übrig bleibt, für die entgeistete Maischeleiche, kohlenhydratarm und eiweißreich, Futter für das liebe Vieh, die Biogasanlage, den Düngerstreuer oder Abwasser mit Klärungsbedarf – je nachdem.

Mais-, Dünn- Press-, Obst- und Getreideschlempe, Bioethanol oder Schlempeverfütterung: fühlt man der pamigen Dame auf den nicht vorhandenen Zahn, tun sich Welten auf, deren Beschreibung leicht ein Buch ergäbe. Selbst kulinarisch kann man sich ihr nähern. Probieren Sie doch einfach mal Appenzeller Siedwürste und Schüblinge in Kirschenschlempe oder gar Schweinestelze gegart in Zwetschgenschlempe. Sie werden ihr sicherlich nicht blaues, aber doch geschmackvolles Wunder erleben. In der Vergangenheit sollen die Knechte Rückstände der Kartoffelschnapsherstellung geschlemm(p)t haben, vielleicht in der Hoffnung auf Restalkohol.

Langer Rede kurzer Sinn: Nichts Schlimmes versteckt sich hinter Frau Schlempes Namen, sondern die Schlampe, und zwar nicht die zwielichtige Weibsperson, sondern ein abschätziges Wort für eine dünne, kraftlose Suppe, faden Kaffee oder schlechtes Bier, was man gelegentlich den Hunden vorsetzte, die es dann mit mehr oder minder Genuss aufschlampten. Von hier aus ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Schlemmerei und zum Schlamm, der ursprünglich nichts anderes als eine schlaffe, weiche Masse (Duden) bezeichnet wird. Erfreulich nur, dass das Schlamassel uns nicht betrifft – hier treffen sich schlimm und Massel (das jiddische Wort für Stern oder Schicksal) – wir lassen uns die Schlempe nicht vermasseln.

Auszug aus dem Fachmagazin: Kleinbrennerei 6/2009
Autor: Rudolf Hein
www.kleinbrennerei.de

Datum: Montag, 29. Juni 2009
Themengebiet: Brennerei-Kellerei-Mosterei, Rekru Trackback: Trackback-URL
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