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Friedensboten – Pflanzen mit Geschichte(n)

Kaum eine Pflanze des Abendlandes hat einen so heiligen Nimbus wie die Olive. Die Liste der Wohltaten, die diese Pflanze uns Menschen angedeihen lässt, scheint endlos. Oliven sind wirkliche Göttergeschenke.

Der Sage nach stritten sich der Meeresgott Poseidon und die kunstreiche, weise Athene einst um die schönste Stadt Griechenlands auf dem Landstrich, der damals Kekropia hieß. Poseidon ließ mittendrin eine Meerwasserquelle entspringen (andere Schriften sprechen von der Gabe eines Pferdes), während Athene den ersten Olivenbaum pflanzte. Zwölf Gottheiten stimmten ab und kamen zu dem Schluss, dass Athene den Menschen das wertvollere Geschenk gemacht hatte. Poseidon schäumte vor Ärger, fügte sich aber letztendlich dem Richterspruch – und Athene gab der Stadt ihren Namen: Athen.

Biblisches Friedenszeichen
Jeder kennt auch die Geschichte von Noah und seiner Arche. Die von Noah ausgesendete Taube kehrte mit einem frischen Olivenzweig im Schnabel zurück und zeigte dadurch an, dass Gott sich mit den Menschen versöhnen wollte; das Schlimmste war überstanden und auf dem Neuaufbau der Welt lag göttlicher Segen. Noch heute ist die Taube mit dem Zweig ein allgemein verständliches Friedenszeichen.

Warum die Olive?
Schon in der Antike galten Oliven als Kostbarkeit. Kein Wunder; schließlich brauchen die Bäume mindestens eine Menschengeneration, um vom Setzling zu einem fruchtenden Exemplar zu werden. Olivenhaine galten als unverletzbar: selbst bei kriegerischen Auseinandersetzungen scheuten sich Angreifer, Olivenpflanzungen zu zerstören. Die Langlebigkeit der Oliven ist legendär — mehrere Hundert Jahre können es schon werden. Bis zu einem gewissen Maß nehmen ausgewachsene Bäume auch Brand- oder Rindenverletzungen hin und treiben nach dem Trauma wieder aus. Natürlich wurden Oliven damals wie heute gern gegessen; weit wichtiger aber war das Öl, das gewonnen wurde. Es ließ sich als gewöhnliches Lampenöl oder Speiseöl ebenso verwenden wie zur Körperpflege. Damals nutzte man es auch im Winter, um sich zu wärmen.

Zudem ist es belegt, dass das Einölen der Körper und anschließende Entfernen des Öles mit speziellen Schabern als wichtige Hygienemaßnahme galt und dem Waschen mit Wasser gleichgestellt war. Auch heute noch sei allen, die trockene Haut oder sprödes Haar haben, Olivenöl als Pflege- und Schönheitsmittel wärmstens empfohlen. Ohne Öl ging nichts in der Antike – und logischerweise auch nicht ohne Ölbaum. Er strahlt Beständigkeit aus; die sichere Gewissheit, dass es im Trubel der Zeit immer feste Größen gibt.

Oliven heute
Olivenbäume kommen definitiv in Mode! Liegt es an der kaum eingestandenen Sehnsucht nach bleibenden Werten oder daran, dass die Menschen sich lediglich das mediterrane Urlaubsgefühl in den eigenen Garten holen möchten? Alle, die einen Garten in milden Klimazonen haben, etwa im Weinbaugebiet — aber auch durchaus weiter nördlich, wenn es im Winter nicht deutlich unter -10° C kalt wird — haben gewisse Chancen, Oliven dauerhaft zu kultivieren. Vielleicht macht es der sich ankündigende Klimawandel möglich. Ganz sicher aber lassen sich ältere, sprich im Holz dickere Bäume besser durch den Winter bringen als zu junge Pflanzen, die am besten durch Schilfmatten oder Ähnliches vor allzu kalten Winden geschützt werden sollten.

Ganz preiswert ist ein knorriger Olivenbaum leider nicht; aber die Pflanzenliebhaber mit schmalem Geldbeutel seien getröstet: Jüngere Pflanzen kosten nicht mehr als ein guter Apfelbaum — na, sagen wir ein Spitzenapfelbaum.

Bericht von Andreas Barlage, Fachmagazin Obst & Garten 10/2008.

Datum: Mittwoch, 15. Oktober 2008
Themengebiet: SEEGusto Spezialitäten Trackback: Trackback-URL
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